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PA 63 :: Protokollbuch der Brennstoff- & Kartoffelkommission Maur (Bestand)

Identifikation
SignaturPA 63
TitelProtokollbuch der Brennstoff- & Kartoffelkommission Maur
Laufzeit
12. Feb 1918 – 28. Mär 1918
VerzeichnungsstufeBestand
Umfang (Stückzahl)

1

ObjekttypBand
Umfang (Lfm)

0.01

Kontext
Provenienz

wahrscheinlich aus dem Nachlass von Sekundarlehrer Emil Heusser oder aus dem Gemeindearchiv

Geschichte der Organisation/Biographie

Während des 1. Weltkrieges waren viele Güter des täglichen Lebens rationiert. Um eine gleichmässige Verteilung der Güter zu gewährleisten, nahmen vielfach die Gemeinden die Aufgabe der Organisation an die Hand. Ziel war es, das Horten von Gütern und die damit verbundene Spekulation auf einen hohen Preis bei knappem Angebot zu unterbinden. Die Gemeinde Maur schien mit der Einrichtung dieser Kommission auch einen Schutz landwirtschaftlicher Interessen zu verfolgen: Die Kontrolle von Brennstoffen, namentlich Kohle und Brennholz als Heizmittel, sollte verhindern, dass illegal Holz zum Heizen geschlagen wurde. Mit diesem Problem hatten bereits die Waldbesitzer und der Förster zu kämpfen. Andere Brennstoffe wie Benzin für die wenigen Automobile und Petroleum für Lampen hatten nur wenig Bedeutung. Die Kontrolle von Kartoffeln war in zweierlei Hinsicht relevant: Einerseits handelte es sich um ein verbreitetes und günstiges Grundnahrungsmittel, dessen Preis durch Horten bis zu einem bestimmten Grad manipuliert werden konnte. Gleichzeitig bestand aber auch die Gefahr des damals strafbaren Mundraubes, also dem Diebstahl von Feldfrüchten. Andererseits konnten Kartoffeln zu höherpreisigem, aber trotzdem günstigem und bisweilen minderwertigem Schnaps in Form von Wodka oder Aquavit gebrannt und damit der Grundnahrungsversorgung endgültig entzogen werden. Ähnliches wurde 25 Jahre später mit Trauben beobachtet, die für Traubenzucker benötigt, aber zu Wein gekeltert wurden. Illegal gebrannter Schnaps entzog dem Bund zudem die seit 1887 explizit auf Kartoffelschnaps erhobene Alkoholsteuer, welche zur Steuerung der so genannten "Kartoffelschnapspest" erlassen worden war - andere Spirituosen, inklusive dem seit 1910 verbotenen Absinth, unterstanden diesem Gesetz noch nicht, weil sie für Alkoholiker zu teuer waren, um sich damit betrinken zu können. Im schlimmsten Fall konnte das Fehlen von Grundnahrungsmitteln zu Aufständen führen. Die Aufgabe der Kommission bestand vor allem darin, durch den Ankauf von Reserven diese Manipulationsversuche zu untergraben. Sie setzte sich aus drei Mitgliedern zusammen: Als Präsident Gemeinderat Albert Zollinger, als Aktuar Sekundarlehrer Emil Heusser und als Beisitzer (und de facto Kassier) Staatsförster Karl Hafner. Als Büro diente Lehrer Heussers Dienstbüro im damaligen Schulhaus. Die Tätigkeit der Kommission lässt sich jedoch nur im Winter 1918 nachweisen, da Heusser per 2. April 1918 wieder in den Aktivdienst eingezogen wurde. Die Unterlagen, die in dieser Zeit von Präsident Zollinger erstellt wurden, sind verloren. Einzelne beiliegende Zeitungsartikel verweisen auf die weitere Tätigkeit. Mit dem Ende des 1. Weltkrieges am 11. November 1918 hatte die Kommission ihre Aufgabe erfüllt und wurde irgendwann danach aufgelöst. Sie muss jedoch noch ungefähr ein Jahr existiert haben: Es war bis zur Unterzeichnung des Friedensvertrags von Versailles am 28. Juni 1919 nicht sicher, ob Frankreich und Grossbritannien zur Erzwingung ihres Willens das Deutsche Reich nicht doch noch überfallen würden und damit den Krieg verlängerten. In Kraft trat der Vertrag erst am 10. Januar 1920 mit dem Urkundentausch und bannte damit auch die mittelbare Kriegsgefahr - besonders Frankreich betrachtete ein Nichtzustandekommen als erneuten Kriegsgrund. Zudem war bis September 1919 die zur Entspannung der Lage notwendige Ernte noch nicht eingefahren. Inwieweit die Seuche der Spanischen Grippe ihren Einfluss auf die Ernteerträge 1918 und 1919 - wieviele Güter blieben mangels Arbeitskräften auf dem Feld und verrotteten? - sowie den Transport der Ernten hatte, ist schwer abschätzbar. Pfarrer Kuhns Jahresbericht von 1920 berichtet, dass das Kartoffelamt schon Ende 1919 aufgelöst wurde, während der Gemeinderat das Brennstoffamt am 6. Januar 1921 aufhob - zuletzt waren nur noch die Kohlen rationiert.

Inhalt und innere Ordnung
Form und Inhalt

enthält nur das Protokollbuch der Sitzungsprotokolle der per 1. Februar 1918 einberufenen Kommission, nur bis zur 4. Sitzung geführt, da Aktuar Emil Heusser in den Militärdienst musste.

Zugangs- und Benutzungsbestimmungen
Zugangsbestimmungen / Sperrfristöffentlich
Physische Beschaffenheit und technische Anforderungen

Folio-Format, mit schwarzer Tinte in Handschrift verfasst (Lehrer Emil Heusser)

Verwandte Verzeichnungseinheiten
  • DOK 37 (Getreideprotokoll, ein weiterer kontrollierter Bereich von Grundnahrungsmitteln)
  • PA 23 (Privatwaldverband, von der Arbeit der Kommission betroffen)
Verzeichnungskontrolle
Erstellt2020-10-15 13:05:37 / bzimmermann
Aktualisiert2023-07-28 09:38:16 / bzimmermann  
2022-07-06 14:40:23 / bzimmermann
2022-07-06 14:40:20 / bzimmermann
2022-03-02 10:08:01 / bzimmermann
2022-03-02 10:07:06 / bzimmermann
2022-03-02 10:03:34 / bzimmermann
2021-08-05 22:10:35 / bzimmermann
2021-08-03 14:39:28 / bzimmermann
2021-07-19 15:29:09 / bzimmermann
2021-07-14 09:51:49 / bzimmermann
2021-07-14 09:46:51 / bzimmermann
2021-07-14 09:35:08 / bzimmermann
2021-05-06 10:29:34 / bzimmermann
2021-05-06 10:28:21 / bzimmermann
2021-04-23 13:23:30 / bzimmermann
2021-04-23 13:14:11 / bzimmermann
2021-04-23 12:42:06 / bzimmermann
2021-02-03 14:13:08 / bzimmermann
2020-10-15 13:11:50 / bzimmermann
2020-10-15 13:05:37 / bzimmermann
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2020-10-15 13:05:37 / bzimmermann
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