aus dem Parteiarchiv, zuvor bei Mario Galli, Zürichstrasse, Binz gelagert

Dass auf dem Gemeindegebiet von Maur eine SP-Ortssektion entstand, war in der landwirtschaftlich geprägten Gemeinde eher überraschend, denn zum Zeitpunkt der Gründung besass die SP in Maur kein grosses Wählerpotenzial: Fabrikarbeit in Uster hatte zwar immer noch eine gewisse Bedeutung, aber grössere industrielle Betriebe hatten sich in Maur nicht angesiedelt. Die Volkswirtschaft der Gemeinde war geprägt von Bauernhöfen und den KMU im handwerklichen Bereich. Weil sich wegen der langen Arbeitswege kaum Arbeiterfamilien in Maur niederliessen, fehlte auch das politische Gewicht der Arbeiterschaft. Die strukturellen Veränderungen und die Strategie der SP Schweiz zur Ausdehnung in die Dörfer sowie der endemische Faktor einer Opposition gegen die von der bürgerlichen Mehrheit bedrohten kulturell interessanten Objekte (namentlich der Mühle und der Burg, die um 1970 Überbauungen weichen sollten) führten am 2. Juni 1972 schliesslich zur Gründung der SP Maur in der Kaffeestube des Loorenschulhauses. Die SP-Ortssektion hing jedoch nie der klassenkämpferischen Maxime der Gewerkschaften an, welche die Kantonalpartei von Zürich beherrschten - es handelte sich eher um eine linksbürgerliche Partei, die innerhalb der Kantonalpartei deutlich rechts stand. Dies zeigt sich schon an einigen Gründungsmitgliedern, die fast das gesamte linke Spektrum abdeckten: Zu diesen gehörten sowohl der kommunistisch ausgerichtete, abgewählte Sekundarlehrer und spätere SP-Kantonsrat Max Meier wie auch die ortsansässige Renata Brüngger, deren Ehemann Hans Brüngger zu diesem Zeitpunkt Gemeindeammann (gewählter Betreibungsbeamter) und Mitglied des BGB war. Trotz dieser Bandbreite zwischen Meiers Eurokommunismus und sozial orientierter bürgerlicher Mitte wurde die SP Maur nur selten in öffentliche Ämter gewählt: Während einer Legislaturperiode hatte sie zwischen 1974 und 1978 mit Peter Beck ein Mitglied der Schulpflege stellen dürfen. Danach sollte die klar bürgerliche Mehrheit in Maur die SP-Kandidaturen während 26 Jahren konsequent aus allen Ämtern auf Gemeindeebene fernhalten, bis mit dem Gründungsmitglied Elisabeth Brüngger als Gemeinderätin und Schulpfleger Peter Jakoubek 2002 wieder einmal erfolgreiche Kandidaturen zu verzeichnen waren. Die SP war in den 1980er und 1990er Jahren gezwungen, eine Form tobender Opposition einzunehmen, was ihr in - meist parteipolitisch motivierten - Leserbriefen in der Maurmer Post immer wieder zum Vorwurf gemacht wurde. Stattdessen musste sie über die Vertretung im Kantonsrat mit Max Meier (1982-1987) und Ruth Gurny (1995-2005) ihre weitere Existenz legitimieren. Die 2000er und frühen 2010er Jahre können als bisheriger Höhepunkt der politischen Tätigkeit der SP Maur auf Gemeindeebene bezeichnet werden, da sie trotz wenigen Kandidaten häufig gewählt wurde. Kandidatenmangel und Amtsmüdigkeit der Behördenmitglieder kennzeichnete denn auch die Zeit nach 2014: Verdiente Amtsträger schieden nach jahrelanger Tätigkeit aus, aber die Sitze konnten mangels Kandidaturen nicht gehalten werden. Einzig 2022 konnte mit Benjamin Goldschmidt ein neuer Kandidat aufgestellt werden, der auch in die Schulpflege gewählt wurde. Gleichzeitig ging mit dem Verzicht von Felix Senn auf eine vierte Amtszeit der letzte Gemeinderatssitz verloren.

Präsidenten

• 1972-1977: Heiner Spiess
• 1977-1980: Mario Galli, Binz
• 1980-1987: Emmanuel Steck, Maur
• 1987-1992: Ruth Gurny, Forch
• 1992-2001: Felix Senn, Maur
• 2001-201?: Walter Ammann, Ebmatingen
• Peter Gröbly, Aesch
• ab 2020: Kollektivpräsidium